So viel Schokolade verträgt dein Hund (nicht)

Rund einer von 200 Hunden wird aufgrund von Vergiftungserscheinungen beim Tierarzt vorstellig (1).
„Giftköder!“ denkst du jetzt vielleicht. 
„Nope!“ – ganz so viele Idioten gibt es dann doch nicht auf dieser Erde. 
Die größte Gefahr lauert tatsächlich in der heimischen Küch

WAS SCHOKI PROBLEMATISCH MACHT

Theobromin und Koffein

Als passionierter Hundemensch hast du bestimmt schon davon gehört: dem bösen Theobromin.. 
Aber wusstest du, dass auch Koffein im Hundekörper zu Theobromin verstoffwechselt wird? 
Beide gehören zu der Gruppe der Methylxanthine. Stickstoffhaltige, alkalische Stoffe in Nahrungs- und Genussmittel wie Kakao, Koffein und Tee.

Wo genau ist nun das Problem?

Methylxanthine im Hundekörper

Theobromin und Koffein wirken auf eine Reihe von Rezeptoren und Enzyme. Die kombinierten Reaktionen führen zu einer Stimulation von Zentralnervensystem und Herzmuskel, aber auch zu einer Entspannung von glatter Muskulatur wie der Lunge (2).

SCHOKI IST NICHT GLEICH SCHOKI

„Du weißt nicht, wie stark die dunkle Seite der Macht sein kann.“

Wäre aber gut. Zumindest wenn Luke Skywalker einen Hund hätte. Denn, je dunkler die Schokolade, desto schädlicher ist sie. Grund dafür ist, dass die Menge an Methylxanthin mit dem Kakao-Anteil steigt (3).

Wenn du das Schicksal auf die Probe stellen möchtest, empfiehlt sich daher lieber weiße Schokolade rumliegen zu lassen. Bisherige Untersuchungen kommen zu dem Schluss: der Anteil an Methylxanthinen ist hier zu gering, um wirklich toxisch zu sein. 

Hat dein Hund Schokolade gefressen, kannst du einen Rechner nutzen, um einzuschätzen wie ernst die Lage ist (siehe unten).

Zum Schokoladen-Vergiftungsrechner
geht’s hier lang:

Tierarztpraxis Dr. Sommer - https://www.tierarzt-sommer.de/

So lange dauert’s bis es wirkt 

Klar ist, gemütlich zurücklehnen und Kaffee trinken ist nicht, nachdem Bello große Menger dunkler Schokolade verspeist hat. Koffein wirkt hier um einiges schneller als Theobromin.

Koffein erreicht ein maximales Serumlevel innerhalb von 30 bis 60 min. Die Umwandlung in Theobromin dauert deutlich länger. Nach 6 bis 8 h ist die maximale Plasmakonzentration erreicht. 

Theobromin wird langsamer vom Hundekörper aufgenommen. Nach 2 h kann im Blutplasma die maximale Konzentration nachweisbar (4,5). 

Grundsätzlich ist der Anteil an Theobromin höher als der von Koffein. Die Symptome, die die beiden Stoffe hervorrufen, sind aber sehr ähnlich.

So viel braucht es

Ab 20 mg/kg Theobromin muss mit klinischen Symptomen gerechnet werden. 

Zur Einschätzung: ungesüßte Backschokolade und Kakao hat mehr als 14 mg pro Gramm Theobromin.

Hat dein Hund Schokolade gefressen und du bist dir unsicher, kann ein Rechner bei Schokoladenvergiftung wichtige Hinweise geben. Im Zweifelsfall ist ein Besuch bei dem Tierarzt des Vertrauens aber sicher sinnvoll. 

MÖGLICHE SYMPTOME EINER SCHOKOLADENVERGIFTUNG

  • Herzrasen, Herzrhytmusstörungen, Bluthochdruck
  • Fieber
  • Muskelsteifheit
  • Korrdination- und Gleichgewichtsstörungen
  • Unruhe
  • Übelkeit mit Erbrechen
  • vermehrtes Wassertrinken und Urinieren
  • Krampfanfälle, Koma 
  • Zucker und Fett kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen
  • der hohe Fettgehalt kann eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse verursachen (3)
  • BEHANDLUNG UND PROGNOSE

    Methylxanthine gehen in den Leberstoffwechsel ein. Eine Gabe von Aktivkohle in den ersten 72 h kann daher sinnvoll sein (6). Auch hier gilt aber, lieber mal den Tierarzt fragen. 

    Eine gute Nachricht: die Prognose bei Vergiftung durch Schokolade ist grundsätzlich gut. Die meisten Hunde kommen nach einer kleinen Schokoeskapade mit dem Leben davon (7,8).

    • In einer Studie von 2021 wurden die Fälle von Schokoladenvergiftung in 156 Hunden erfasst:
    • 112 Hunde hatten gar keine Symptome
    • 44 Hunde hatten Symptome (28 Hunde hatten Bitterschokolade verzehrt), darunter:
    Daten aus Weingart et al., 2021

    Quellen

    1. Allkämper, S., et al., Cases of suspected poisoning in small animal practice-a retrospective and prospective survey. Tierarztliche Praxis. Ausgabe K, Kleintiere/heimtiere, 2018. 46(3): p. 145-155.
    2. Cortinovis, C. and F. Caloni, Household food items toxic to dogs and cats. Frontiers in veterinary science, 2016: p. 26.
    3. Dolder, L., Small Animal Toxicology. 2013.
    4. Loeffler, B., et al., Concentrations of caffeine, theophylline and theobromine in plasma and urine of dogs after administration of coffee, tea and chocolate and its relevance to doping in greyhounds. Tierärztliche Praxis. Ausgabe K, Kleintiere/Heimtiere, 2000. 28(2): p. 79-85.
    5. Löffler, B., et al., Pharmacokinetics of caffeine, theophylline and theobromine in the dog. Tierärztliche Praxis. Ausgabe K, Kleintiere/Heimtiere, 2000. 28(2): p. 71-78.
    6. Luiz, J.A. and J. Heseltine, Five common toxins ingested by dogs and cats. Compend Contin Educ Vet, 2008. 30(11): p. 578-587.
    7. Stosic, A., et al., Chocolate intoxication in a dog. Tierärztliche Praxis. Ausgabe K, Kleintiere/Heimtiere, 2011. 39(2): p. 111-115.
    8. Agudelo, C., Z. Filipejova, and P. Schanilec, Chocolate ingestion-induced non-cardiogenic pulmonary oedema in a puppy: a case report. Veterinarni Medicina, 2013. 58(2).
    9. Tawde, S., et al., Death by caffeine: presumptive malicious poisoning of a dog by incorporation in ground meat. Journal of Medical Toxicology, 2012. 8(4): p. 436-440.
    10. Weingart, C., A. Hartmann, and B. Kohn, Chocolate ingestion in dogs: 156 events (2015–2019). Journal of Small Animal Practice, 2021. 62(11): p. 979-983.
    11. Clough, G., Theobromine poisoning in the dog. Veterinary Journal, 1942. 98: p. 196-197.